Schnupfen an der Leine (Seite 17)

Transcript

Schnupfen an der Leine (Seite 17)
Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Im Zeitalter der Quantität:
Forschung, quo vadis?
Ausgabe 1/09
Editorial
Geschätzte Leserinnen,
geschätzte Leser!
Inhalt
UNIVATIONEN 1/09
Zeitalter der Quantität
o.Univ.Prof.
Dr. Richard Hagelauer
Rektor
3
Quo vadis Forschung
Die besten Forschungsköpfe mit
attraktivem Gesamtangebot gewinnen4
N
Forschung als Teil der Identität
eben der Lehre ist die Forschung die
wichtigste Aufgabe einer Universität.
Dabei spielt vor allem die Freiheit der Forschung, die Möglichkeit des unabhängigen
Experimentierens eine zentrale Rolle. Forschung soll innovativ und zukunftsgerichtet sein. Trends rechtzeitig erkennen, Ideen
in neuen Bereichen vorantreiben und zum
Wohle der Gesellschaft weiterentwickeln –
das ist Forschung am Puls der Zeit wie sie an
der JKU Linz passiert. Universitäre Forschung
soll Lösungsansätze für Problembereiche
aufzeigen und aktiv mitgestalten. Ebenso
wichtig ist es aber, in einem nächsten Schritt
die Ergebnisse der Grundlagenforschung so
für den „Markt“ aufzubereiten, dass sie einer
breiten Öffentlichkeit zu Gute kommen.
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist
es wichtig, in Forschung und Entwicklung zu
investieren. Nur so können wir konkurrenzfähig bleiben und einen Vorsprung gegenüber
unseren MitbewerberInnen herausarbeiten.
Der wichtigen Aufgabe der Finanzierung
muss neben der Industrie vor allem der Staat
nachkommen. Eine sukzessive Erhöhung der
österreichischen F&E-Quote ist dafür oberste
Voraussetzung.
6
Modellierung partikulärer Strömungen9
START-Preis für Mathematiker
11
SOWI
Gesellschaftsanalysen und
„Wahrheit“
13
Weiterbildung – wozu?
15
RE
Steuerbetrug minimieren
16
TNF
Schnupfen an der Leine
17
Erfolg mit „Functionalised
Organic Films“
18
Mayonnaise erster Güte
19
Ich wünsche Ihnen allen viel Spaß beim Lesen
der aktuellen Ausgabe der UniVationen!
„In wirtschaftlich
schwierigen
Zeiten ist es
wichtig, in
Forschung und
Entwicklung
zu investieren.“
Ihr Richard Hagelauer
Rektor
Titelbild: Das Virtual Reality Center an der JKU
ist das größte in Österreich.
JKU | UNIVATIONEN 1/09
Impressum
UNIVATIONEN – Das Forschungsmagazin der
Johannes Kepler Universität Linz erscheint
vierteljährlich in einer Auflage von 2.000 Stück.
Herausgeber: Rektor o.Univ.Prof. Dr. Richard Hagelauer
Medieninhaberin (Verlegerin): JKU Linz,
Altenberger Straße 69, 4040 Linz, 0732 24 68-9989
Redaktion: Mag. Isabella Staska-Finger
Gestaltung: COMO GmbH, www.como.at
Druck: Druckerei BTS, Fotos: JKU
LEITARTIKEL
Leitartikel von Univ.Prof. Dr. Gabriele Kotsis, Vizerektorin für Foschung
„Zeitalter der Quantität“
Österreichs Universitäten haben mit dem Universitätsgesetz 2002 die Möglichkeit und die Verpflichtung bekommen, sich in ihrer Autonomie in Forschung und Lehre zu positionieren und zu profilieren. Doch worin besteht die
Profilierung einer Universität? Was kennzeichnet exzellente Forschungsleistung? Wie kann die Qualität von universitärer Forschung bewertet und verglichen werden?
kooperatives Klima, das dazu anregt,
Neues zu schaffen, und dafür sorgt,
dass kein bürokratischer Verwaltungsapparat die wissenschaftliche
Neugierde und die Begeisterung an
Lehre und Forschung erdrückt.
Wissenschaftliche Exzellenz durch die Leistung der einzelnen ForscherInnen
I
n der Öffentlichkeit werden gerne Universitätsrankings zur Messung der Qualität zitiert, in denen
allerdings meist gesamte Universitäten ungeachtet ihrer fachlichen
Ausrichtung und spezifischen Zielsetzungen an Hand einiger weniger Kriterien verglichen werden. Eine detaillierte Betrachtung der Forschungsleistung muss aber unter
wissenschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen und sich dem im Zitat
postulierten Wandel von Qualität
hin zu Quantität entgegenstellen.
Die JKU steht also gleichzeitig mit
dem Auftrag zur Profilbildung vor
der Aufgabe der Förderung und
Sichtbarmachung von Exzellenz
und Qualität in der Forschung. Ein
umfassendes Qualitätsmanagement in der Forschung wird an der
JKU derzeit aufgebaut, die zwei
wichtigsten Leitsätze dazu seien
hier kurz skizziert.
„… Wissen schaffen ! …“
Wissenschaftliche Exzellenz beginnt bei der Leistung der einzel-
nen ForscherInnen, die aus eigenem
Antrieb den Stand der Forschung
aktiv und hoch ambitioniert vorantreiben. Eine ausgewogene Bewertung aller Leistungen der MitarbeiterInnen (z.B. betreffend
Lehre, Leistungen in Verwaltung
und Kommissionstätigkeit, Leis-
„Das Zeitalter der
Qualität ist vorbei.
Jetzt haben wir
das Zeitalter der
Quantität.“
Heinz Reincke
tungen des nichtwissenschaftlichen Personals) soll die Motivation zur Zielerreichung steigern und
auch bei Karrieresprüngen angewendet werden. Die JKU positioniert sich als Nährboden zur Förd e r u n g i n n o v a t i v e r, k re a t i v e r
Ideen. Gefragt ist ein dynamisches,
Die Leistung der einzelnen bündeln
die Institute bezüglich strategischer
Planung, Organisation, Durchführung und Umsetzung, Personalentwicklung und -führung, Mitteleinsatz, Gebarung und Verantwortung. Die Institute treffen Zielvereinbarungen sowohl gegenüber
dem Rektorat als auch den eigenen MitarbeiterInnen. Als eigenverantwortliche, fachlich abgegrenzte, operative Zentren des Wissenschaftsbetriebs unterliegen sie einer
Qualitäts- und Leistungssicherung
gegenüber der „Scientific Community“ einerseits, im Rahmen der Zielvereinbarung auch gegenüber dem
Rektorat andererseits. Wissens- und
Leistungsbilanz werden qualitativ
von den Instituten bzw. deren fachlichen Forschungs- und Lehrverbünden, den Aufbau- und Exzellenzschwerpunkten, getragen. Durch
den Ausbau der Qualitätssicherung
im Bereich Forschung soll den Instituten ein Instrument zur Beurteilung
des Grads der Zielerreichung, zur
Effektivitätsprüfung gesetzter Maßnahmen und zur Unterstützung im
Bereich der Forschungsförderung
gegeben werden.
„… Exzellenz zeigen ! …“
D i e D o k u m e n t a t i o n d e r F o rschungsleistung der Universität
muss ein aktuelles universitätsweites Informationssystem reali-
sieren, in dem Leistungen der Institute eingegeben, gesucht und gefunden werden können. Die JKU
genießt im regionalen Umfeld hohe Anerkennung, muss sich aber
zunehmend der Konkurrenz anderer Bildungseinrichtungen stellen.
Nur wenn die Universität Linz aktiv
ihre Stärken im nationalen und
internationalen Umfeld aufzeigt,
exzellente Leistungen sichtbar
macht, die Bedeutung des Ausbildungs- und Wissenschaftsstandorts Oberösterreich gemeinsam
mit den anderen „Playern“ im tertiären Bildungssektor im öffentlichen Bewusstsein verankert, kann
langfristig der Erfolg der JKU gesichert werden.
Kontakt
Univ.Prof. Dr. Gabriele
Kotsis
Tel.: 0732 2468-3391
Mail: [email protected]
www.jku.at/rektorat
JKU | UNIVATIONEN 1/09
INTERVIEW
Bundesminister Dr. Johannes Hahn
Die besten Forschungsköpfe mit attraktivem Gesamtan
„Forschung – quo vadis?“ – Diese Frage haben wir als Klammer über ein Interview mit Wissenschaftsminister Dr.
Johannes Hahn gestellt. Wie sieht der Minister die Perspektiven der österreichischen NachwuchsforscherInnen,
die internationale Positionierung der österreichischen Universitäten insgesamt und den Karriereknick bei weiblichen Wissenschaftern?
UniVationen: „ Herr Minister
Hahn, wenn man nach den diversen Rankings geht, läuft die
Forschung an Österreichs Universitäten derzeit unter ‚ferner
liefen’. Wie schätzen Sie persönlich die internationale Positionierung der österreichischen
Universitäten ein und welche
Möglichkeiten sehen Sie, auch
kleineren Universitäten international zu noch mehr Renommee zu verhelfen?“
BM Dr. Hahn: „Österreichs Universitäten haben in einigen Disziplinen hervorragende Leistungen vorzuweisen und erreichen zu Recht
mitunter Plätze in der Weltspitze.
Die Stärken in diesen Disziplinen
gehören daher weiter ausgebaut.
Ein Land in der Größe von Österreich ist dabei gut beraten, sowohl
auf eine Zusammenarbeit innerhalb
seiner Grenzen als auch europabzw. weltweit zu setzen. Das gilt
für Lehre und Forschung in glei-
JKU | UNIVATIONEN 1/09
chem Maß. Die Zahl der Kooperationen mit Hochschulen in der
ganzen Welt entwickelt sich äußerst positiv. Österreich ist ein geschätztes Incoming-Land für ausländische WissenschafterInnen, unsere ForscherInnen wiederum sind
gefragte Gäste im Ausland. Daneben eröffnet auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen den Universitäten Möglichkeiten, ihre fachliche sowie ressourcenmäßige Position zu stärken und ihr Renommee auszubauen. Den Rektoraten
kommt hier die wichtige Aufgabe
zu, die richtige Mischung aus Breite
und Spitze zu finden.“
UniVationen: „Junge WissenschafterInnen an der JKU sehen
für ihre Karriere meist zwei
gravierende Probleme: Wissenschaftliche Karrieren sind
schwer planbar und die Perspektiven an österreichischen
Universitäten nicht wirklich
rosig. Und: gerade Frauen im
Wissenschaftsbetrieb haben
das Problem, dass sie auf Grund
der mangelhaften Kinderbetreuungssituation mit längeren
Auszeiten rechnen müssen, sobald sie ein Kind bekommen,
womit sie wissenschaftlich aus
dem Rennen sind.
Zur Person
BM Dr. Johannes Hahn
Hahn wurde 1957 in Wien geboren. Er studierte Philosophie und
promovierte 1987. 1980 begann Hahn seine politische Laufbahn
als Obmann der Jungen ÖVP. Seit Jänner 2007 ist Hahn Bundesminister für Wissenschaft und Forschung. Sein Credo: „Wissen ist
Macht, besser wissen ist Ohnmacht.“
Welche Möglichkeiten sehen
Sie, hier Abhilfe zu schaffen?“
Hahn: „Junge WissenschafterInnen finden in Österreich einen
stabilen Rahmen für ihren Karriereweg vor. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen
hat sich die Bundesregierung auch
in den kommenden Jahren klar zu
den Schwerpunkten Wissenschaft
und Forschung bekannt. Das heißt,
die für individuelle Karrierepläne
wichtigen Projekte wie ein neuer
Kollektivvertrag oder der laufende
Ausbau von Post-Doc Stellen, gehören weiter zur Agenda des Wissenschaftsministeriums.
Gleichzeitig ist die wissenschaftliche Arbeitswelt wettbewerbsorientierter und internationaler geworden. Eine moderne ForscherInnen-Karriere ohne fundierte Erfahrungen im Ausland ist heute
nicht mehr vorstellbar.
Der wettbewerbsorientierte, internationale Arbeitsmarkt stellt Öster-
INTERVIEW
gebot gewinnen
reichs Universitäten vor neue Herausforderungen, denen im Rahmen der Autonomie begegnet werden muss und kann. Neben dem
reinen Gehalt spielen viele weitere
Gesichtspunkte eine Rolle, an Hand
derer WissenschafterInnen ihren Arbeitsort wählen: Hilfe bei der Suche
nach einer Wohnung oder einem
Arbeitsplatz für den Partner oder
die Partnerin, Kinderbetreuungsangebote etc. Nicht alles davon kann
von jeder Universität selbst geleistet
oder zur Verfügung gestellt werden. Da auch der Staat nicht für alles zusätzliche Mittel bereitstellen
kann, gilt es Schwerpunkte zu setzen. Während der monetäre Aspekt ein Thema der Gespräche zu
den Leistungsvereinbarungen ist,
kann das Serviceangebot für Incoming-WissenschafterInnen auch
anders optimiert werden.
Zur Vereinbarkeit von Familie und
Beruf für WissenschafterInnen allgemein: Die Herausforderungen
einer Babypause berücksichtigend
speziellen Bewerbungsseminaren
des FWF Unterstützung anbieten.“
UniVationen: „Gerade im
technisch-naturwissenschaftlichen Bereich würden wir an
der JKU mehr NachwuchsforscherInnen brauchen, die aber
oft direkt nach Studienabschluss an – besser zahlende –
Unternehmen abwandern.
Wie kann aus Ihrer Sicht die
Universität den Konkurrenzkampf um die besten Köpfe mit
Wirtschaft und Industrie für
sich entscheiden?“
Auch die Möglichkeiten für internationale Zusammenarbeit und persönliche Erfahrungen im Ausland
sind an Hochschulen gewöhnlich
zahlreicher. Daneben ist jede Universität aber gefordert, ihren ForscherInnen eine Perspektive und
Aussicht auf wissenschaftliche Reputation zu bieten. Auch hier kön-
nen und müssen im Rahmen der
Autonomie Schwerpunkte gesetzt
werden. Der im Regierungsprogramm vereinbarte ‚Österreichische
Hochschulplan’ ist ein unterstützender Schritt in diese Richtung.“
UniVationen: „Herr Minister, vielen Dank für das Gespräch!“
Hahn: „Zunächst möchte ich eines
richtig stellen: nicht jede Kraft, die
in einem Unternehmen arbeitet
ist für die Forschung verloren. Das
würde den großen Teil der angewandten Forschung ebenso ausblenden wie die zahlreichen Schnittstellen zwischen Industrie und Universität, die durch eigene Förderprogramme unterstützt werden.
„Die wissenschaftliche Arbeitswelt ist
wettbewerbsorientierter und internationaler geworden.“
BM Dr. Johannes Hahn
wurden bei allen Förderprogrammen Sonderregelungen für Kinderbetreuungszeiten eingeführt bzw.
die Altersgrenze komplett gestrichen. Gleichzeitig unterstreiche ich
meinen Appell an alle Wissenschafterinnen, die zahlreichen Ausschreibungen wahrzunehmen. Noch immer sind wir damit konfrontiert,
dass sich talentierte Frauen weit
seltener bewerben als ihre männlichen Kollegen. Das Programm
‚Wissenschaft von Innen’ des Wissenschaftsministeriums möchte hier
Mut machen und gemeinsam mit
Aufgabe der Universitäten im Wettbewerb um die besten Köpfe ist
ein attraktives Gesamtangebot, das
nicht am Gehaltszettel endet. Die
von der Lehre begleitete Grundlagenforschung an den Universitäten ist der oft unterschätzte Nährboden für viele folgende Generationen von WissenschafterInnen. Die
Freiheit der Forschung ist an den
Universitäten bedeutend größer als
in der Wirtschaft, denn es müssen
nicht umgehend kommerziell verwertbare Ergebnisse auf den Tisch
gelegt werden.
JKU | UNIVATIONEN 1/09
SCHWERPUNKTTHEMA
Profilierung in Grundlagen- und Anwendungsforschung
Forschung als Teil der Identität
Als größte Forschungsstätte Oberösterreichs positioniert sich die Johannes Kepler Universität als Think-Tank des
Landes mit exzellenten und kreativen ForscherInnen. Die Forschungsleistungen „made by JKU“ werden in der
Privatwirtschaft und im öffentlichen Sektor Österreich weit sehr geschätzt. Die JKU verbindet Grundlagen- und
anwendungsorientierte Forschung, ihre WissenschafterInnen nutzen erfolgreich Förderprogramme.
S
tellvertretend für exzellente
Drittmittelinstitute seien das
Forschungsinstitut für Symbolisches
Rechnen (RISC) in Hagenberg, das
Forschungsinstitut für Angewandte
Wissensverarbeitung (FAW) und das
Johann Radon Institute for Computational and Applied Mathematics
(RICAM) genannt.
Kompetenzzentren
Ebenfalls sehr erfolgreich ist die
JKU mit ihren Kompetenzzentren:
das Austrian Competence Center
in Mechatronics (ACCM) lief 2008
als K2-Zentrum an, von denen es
bisher nur drei in ganz Österreich
gibt. Das Software Competence
Center Hagenberg (SCCH), das
Compentence Center for Wood
Composites and Wood Chemistry
(Wood K-plus) und das Industrielle Kompetenznetzwerk für metallurgische und umwelttechnische
Verfahrensentwicklung wurden als
K1-Zentren verlängert.
In all diesen Zentren arbeiten Universitätsinstitute in enger Kooperation mit Unternehmen der Industrie und mit herausragenden
kleineren und mittleren Unternehmen an der Lösung technischer
Probleme.
Die Forschungsaktivitäten an der JKU sind der strategischen Planung unterworfen.
Christian Doppler Labors
Neben Kompetenzzentren bieten
Christian Doppler Laboratorien eine hervorragende Chance zur wissenschaftlichen Profilierung vor
allem für junge Forschungsteams
unter der Leitung eines/einer DozentIn im Bereich der anwendungsorientierten Grundlagenforschung in Zusammenarbeit mit In-
JKU | UNIVATIONEN 1/09
dustrieunternehmen. Beispielhaft
sei hier das 2008 bewilligte Labor „Particular Flow Modelling“
erwähnt (siehe Interview Seite 9),
mit dessen in Betriebnahme Anfang 2009 nun aktuell 6 CD-Labors an der JKU eingerichtet sind.
Relativ neu in der Österreichischen
Förderlandschaft sind die Research
Studios Austria, die sich als Innovationspipeline von Universitäten
hin zum Markt positionieren und
damit dazu beitragen, dass das an
der Universität in der Grundlagenforschung gewonnene Wissen in
ökonomisch verwertbare Ergebnisse umgesetzt werden kann. An
der JKU ist zurzeit ein solches Re-
search Studio im Bereich Pervasive
Computing angesiedelt.
Strategische Planung
Das Projektportfolio einer Universität insgesamt ist aber mehr als
die Summe der Projekte der einzelnen Institute. Es ist Teil der Identität, begründet die internationale
SCHWERPUNKTTHEMA
wissenschaftliche Reputation und
ist ein nach außen hin sichtbarer
Kompetenznachweis. Auch wenn
Forschung im Einzelnen nicht verordenbar ist und für Universitäten
nach wie vor das Prinzip der Freiheit in Lehre und Forschung gelten
muss, so sind die Forschungsaktivitäten in ihrer Gesamtheit dennoch
dem Prinzip der strategischen Planung unterworfen, das ja seit dem
Universitätsgesetz 2002 mit der
Verpflichtung zur Erstellung eines
Entwicklungsplans sogar gesetzlich
verordnet ist.
Entwicklungsperspektiven
Um auch in Zukunft ein wichtiger
Motor für die Sicherung des Wirt-
schaftsstandorts Oberösterreich
durch Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung zu
sein, wird die JKU daher aus ihren
Kernkompetenzen heraus neue,
innovative Forschungsrichtungen
gezielt verfolgen.
Ein entsprechender Diskussionsprozess wurde im letzten Jahr eingeleitet, um die Entwicklungsperspektiven innerhalb der einzelnen
Fakultäten, fakultätsübergreifend
und interdisziplinär für das nächste Jahrzehnt aufzuzeigen. In diese
Diskussion fließt sowohl die Expertise der ForscherInnen der JKU ein,
als auch die gesellschaftlich relevanten Problemstellungen und beobachtbaren Trends wie z.B. der
demographische Wandel oder die
Verknappung von natürlichen Ressourcen.
Kritisch reflektiert und begleitet
wird dieser Prozess auch von der
oberösterreichischen Wirtschaft,
weiters sind ab 2010 externe Evaluierungen (sogenannte peer-reviews) systematisch geplant.
All diese Maßnahmen sollen dazu
beitragen, dass der Entwicklungsplan der JKU nicht nur ein aus
Pflichterfüllung zu erstellendes Dokument ist, sondern von allen Universitätsangehörigen und externen
PartnerInnen als sichtbares Zeichen
der angestrebten und hoffentlich
auch erreichten Exzellenz und Profilbildung gesehen wird. gk
PEUS – 5.000 Justizakten rückwärts aufgerollt
Seit 1. Jänner 2008 ist die neue Strafprozessordnung in Kraft, die gegenüber der alten gravierende
Änderungen beim Ermittlungsverfahren gebracht hat. Wie weit diese Änderungen in der Praxis tatsächlich umgesetzt werden, wird nun in einem Kooperationsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums für
Justiz ermittelt. Federführend dabei: das Institut für Strafrechtswissenschaften der JKU.
D
urch die neue Strafprozessordnung wurden das Opfer gestärkt, die Befugnisse der
Kriminalpolizei genauer geregelt,
die Verfahrensleitung den Staatsanwaltschaften übertragen und
die RichterInnen auf ihre Rolle
als kontrollierende Instanz beschränkt.
In den nächsten eineinhalb Jahren werden die Kooperationspartner – JKU, Institut für Strafrecht
der Universität Graz und Institut
für Rechts- und Kriminalsoziologie
in Wien – 5.000 Ermittlungsakten
aufrollen und genau erheben, wie
die Verfahren abgelaufen sind:
zentrale Fragen sind etwa, wer
die Ermittlungen tatsächlich geführt hat (Staatsanwaltschaft oder
Polizei), welche Ermittlungshandlungen gesetzt wurden und wie
die Fälle jeweils abgeschlossen
wurden.
An sieben Gerichtsstandorten in
ganz Österreich wird die Untersuchung stattfinden. „Wir arbeiten hier mit Rechtspraktikantinnen
und –praktikanten zusammen, die
dafür auch inhaltlich in das Projekt
einbezogen werden. So profitieren
„Von diesem Projekt profitieren
auch die Justizbehörden vor Ort.“
a.Univ.Prof. Dr. Alois
Birklbauer
vom Projekt auch die Justizbehörden vor Ort, denn der Aufwand ist
doch immens“, sagt a.Univ.Prof.
Dr. Alois Birklbauer, der das Projekt
am Institut für Strafrechtswissenschaften der JKU leitet.
Reform-Nachbesserungen
Falls die Evaluierung zum Ergebnis gelangt, dass die neuen Regelungen noch nicht ausreichend
umgesetzt sind, werden Nachbesserungen der Reform die logische
Konsequenz sein.
Da der Auftraggeber – das Bundesministerium für Justiz – allerdings der Polizei keine Weisungen
erteilen kann, da diese dem Innenministerium untersteht, werden die Nachbesserungen kaum
im Weisungswege, sondern letztlich nur durch eine Gesetzesänderung herbeigeführt werden können. Die Projektergebnisse werden
dann die wesentliche Entscheidungsgrundlage für diesen politischen Prozess sein.
PEUS steht übrigens für „Projekt
zur wissenschaftlichen Evaluation
der Umsetzung des Strafprozessreformgesetzes“.
SHARE – 35.000
EuropäerInnen im
Vergleich
Mehr als 35.000 Personen aus 17
europäischen Ländern und Israel
werden für das Projekt SHARE
zum Themenbereich Gesundheit,
Wirtschaft, soziale und familiäre
Beziehungen befragt. Koordinator in Österreich ist JKU-Volkswirt Univ.Prof. Dr. Rudolf WinterEbmer.
K
ünftig sollen in jedem EU-Mitgliedsstaat alle zwei Jahre mehr
als 6.000 Personen befragt und medizinisch untersucht und ihr gesundheitliches und finanzielles Wohlergehen dokumentiert werden. Damit
wird es möglich, die Sozialsysteme
der Länder zu vergleichen, und zu
untersuchen, wie sie sich auf das
Wohlergehen der BürgerInnen auswirken. Auf dieser Grundlage können Strategien gegen die Probleme
entwickelt werden, die aus der Überalterung der Gesellschaft resultieren
und vor allem das Pensions- und Gesundheitssystem betreffen.
Die letzten Umfrageergebnisse ergaben interessante Erkenntnisse
über den Zusammenhang zwischen
Gesundheit, Sozialsystem und Erwerbstätigkeit. Während schlechte Gesundheit Frühpensionierungen
klar fördert, verzögert ein gutes
Arbeitsumfeld den Pensionseintritt deutlich; schlechte Arbeitsbedingungen bewirken darüber hinaus bei den Betroffenen häufiger
Depressionen und Gesundheitsprobleme.
Derzeit läuft für SHARE – Survey on
Health, Ageing and Retirement in
Europe – die dritte Umfragewelle,
die sich hauptsächlich mit dem Lebenslauf der Befragten beschäftigt.
Die Studie betritt für Europa methodisches Neuland, weil sie interdisziplinär viele Wissenschaftsdisziplinen umfasst.
www.econ.jku.at/share JKU | UNIVATIONEN 1/09
SCHWERPUNKTTHEMA
Neues CD-Labor
Modellierung partikulärer Strömungen
Zur Person
Dieser Tage wird das neue Christian-Doppler-Labor für die Modellierung partikulärer
Strömungen an der JKU eröffnet. Der Mechatroniker Dr. Stefan Pirker vom Institut für
Strömungslehre und Wärmeübertragung der JKU wird das CD-Labor leiten und gibt
im Interview einen kurzen Ausblick.
Dr. Stefan Pirker
UniVationen: „Herr Dr. Pirker,
worum geht es bei dem neuen
CD-Labor inhaltlich?“
ausgegangen und wer sind die
Partner?“
UniVationen: „Wo sehen Sie die
größten Herausforderungen für
das Labor?“
Pirker: „Ich habe in den letzten
Dr. Pirker: „Wir simulieren am
Computer, wie sich Partikel in Gas
oder Flüssigkeiten unter bestimmten Rahmenbedingungen ‚verhalten’ und überprüfen die Simulationen im Experiment. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt dabei auf
einer energieeffizienten Abgasreinigung. Zweitens wird das Chargieren von Feststoffen untersucht,
wobei hier ein Spagat zwischen
der Genauigkeit und der Machbarkeit einer Simulation gemacht werden muss. Im dritten Schwerpunkt
beschäftigen wir uns mit der industriellen Staub-Rückführung.“
UniVationen: „Von wem ist die
Initiative für dieses CD-Labor
Die 6 CD-Labors an der JKU:
Jahren viele Industriekooperationen geleitet, und die Idee, für
dieses Gebiet ein CD-Labor zu
beantragen, ist von Industriepartnern gekommen. Im CD-Labor
kooperieren wir mit Siemens VAI
Metals Technologies, voestalpine
Stahl und voestalpine Donawitz.“
Pirker: „Ich habe derzeit sehr gu-
UniVationen: „War es schwierig,
den Antrag bewilligt zu bekommen?“
Auch wäre es spannend, das Thema etwa über den klassischen metallurgisch/industriellen Bereich auszuweiten. Beispielsweise ist ja auch
Blut eine Flüssigkeit, die Partikel in
Form der roten Blutkörperchen mittransportiert. Ich möchte das CDLabor jedenfalls als offenen akademischen Partner für interessierte
Unternehmen sehen.“
Pirker: „Ich bin ein eher untypischer Antragsteller, da ich nicht allzu viele wissenschaftliche Publikationen vorweisen konnte. Aber schlussendlich habe ich das Gremium beim
Hearing überzeugen können.“
Institut für Strömungslehre und
Wärmeübertragung
te Mitarbeiter, die aber nicht die
ganze Laufzeit des Labors – sieben
Jahre - bleiben werden. Für mich
wird es also wichtig sein, hier gute
Nachwuchsforscher aus den Bereichen der Physik, Mathematik oder
Mechatronik zu begeistern.
Surface Optics
Automated Software Engineering
Laser-Assisted Diagnostics
Integrated Radar Systems
Nanoskopische Methoden in
der Biophysik
Modellierung partikulärer
Strömungen
Kontakt
Dr. Stefan Pirker
Tel.: 0732 2468-9778
Mail: [email protected]
www.fluid.jku.at
Modellierung einer Partikelsträhne
(a) Experiment, (b) Discrete Element
Simulation, Discrete Phase Simulation
(c) ohne und (d) mit Berücksichtigung
inter-partikulärer
Kollisionen, (e) Modellsynthese; das graue
Rechteck beschreibt
das experimentelle
Beobachtungsfenster.
„Das CD-Labor soll
ein offener akademischer Partner für
interessierte Unternehmen sein.“
Dr. Stefan Pirker
JKU | UNIVATIONEN 1/09
NACHWUCHSWISSENSCHAFTER
START-Preis für Mathematiker am RICAM
A Matter of Concentration
Mathematik zu begreifen, ist Sache der Konzentration und wie lange man diese aufrechterhalten kann. – Davon
ist START-Preisträger Dr. Massimo Fornasier überzeugt. Denn während man eine Beweiskette führt, muss man sich
aller vorangegangenen Schritte stets bewusst sein. Mit dieser Überzeugung und der eigenen Begeisterung für
sein Fach könnte Fornasier wohl so manchen Mathematik-Muffel bekehren.
W
as er allerdings nicht unbedingt als seine Aufgabe
sieht, denn die Didaktik ist nicht
wirklich sein Gebiet, sondern vielmehr die Forschung, und insbesondere die Grundlagenforschung,
auf die das RICAM, Johann Radon Institute for Computational
and Applied Mathematics der
Österreichischen Akademie der
Wissenschaften an der JKU, spezialisiert ist. Trotzdem lassen sich die
Zur Person
Dr. Massimo Fornasier
Fornasier, 33, studierte an der Universität Padua und kam danach mit einem
Stipendium an die Universität Wien.
Seit 2006 arbeitet er am RICAM in der
Gruppe „Analysis of Partial Differential Equations“ mit, die er seit 1.1.2009
auch leitet. Den START-Preis erhielt er
am 10. November 2008 für das Projekt
„Sparse Approximation and Optimization in High Dimensions“.
„Junge Wissenschafter stehen
heute unter
extremem
Leistungsdruck.“
Dr. Massimo Fornasier
Forschungsbereiche, in denen Fornasier aktiv ist, auch an konkreten
Beispielen verdeutlichen:
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Buchhandel und möchten bei
Ihren KundInnen direkt eruieren,
welche der von Ihnen geführten
Bücher für jeden einzelnen Kunden noch interessant sein könnten.
Sie können nicht jedem Kunden eine Liste Ihres gesamten Inventars
schicken, sondern müssen eine
Auswahl treffen. Nun kann man
die Parameter, die entscheiden,
ob einem Kunden ein Buch gefällt
oder nicht, auf ganz wenige minimieren. Und daraus Rückschlüsse
auf eine größere Menge ziehen. –
Und genau hier ist die Mathematik gefragt, genauer die „Approximation and Optimization in High-
er Dimensions“, die Fornasier mit
Hilfe des START-Preises weiter vorantreiben wird. Auch für die Medizindiagnostik und die Bereinigung
von Bildern, die etwa mit Satellit
übertragen werden, sind diese mathematischen Methoden wichtig.
taught in a way that almost everyone can understand.” Denn wenn
es schließlich darum geht, die eigenen Haushaltsfinanzen im Griff
zu haben, so gelingt das den meisten Betroffenen auch ohne höhere
mathematische Ausbildung.
Falscher Unterricht
Zufällige Forscherkarriere
Dass viele Leute davon überzeugt
sind, Mathematik einfach nicht
zu verstehen, liegt laut Fornasier
auch daran, wie Mathematik an
den Schulen unterrichtet wird:
„Certainly the way mathematics
is taught, is wrong. It is wrong just
to repeat formulas or learn mathematics by memorizing. Mathematics is something you can understand by reasoning, and I believe that mathematics can be
Fornasier selbst, aufgewachsen in einer kleinen Stadt in den
Dolomiten und in seiner Jugend
jedenfalls ein „Naturbursche“,
war sich seiner mathematischen
Begabungen nicht von Anfang an
bewusst. Er entschied sich erst
buchstäblich im Moment des Inskribierens an der Universität Padua für
diese Studienrichtung. Er hat auch
während des Studiums nie ernsthaft daran gedacht, eine Forscher-
karriere einzuschlagen, das Bewusstsein dafür, dass es hier durchaus spannende Perspektiven gibt,
hat sich erst im Laufe der Jahre entwickelt. Auf das RICAM ist Fornasier während seiner Zeit des MarieCurie-Stipendiums an der Universität Wien gestoßen. Seit 2006 – mit
einem einjährigen Zwischenspiel an
der Princeton University – ist Fornasier nun am RICAM aktiv und leitet seit 1.Jänner 2009 dort eine Arbeitsgruppe mit derzeit vier, bald
sieben MitarbeiterInnen.
Kontakt
Dr. Massimo Fornasier
RICAM, Johann Radon Institute for
Computational and Applied Mathematics der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften
Tel.: 0732 2468-5251
Mail: [email protected]
www.ricam.oeaw.ac.at
JKU | UNIVATIONEN 1/09
11
SOWI
Soziologie breiter aufgestellt
Gesellschaftsanalysen und „Wahrheit“
Zur Person
Ausgehend von den Schwerpunkten Arbeitsforschung und Geschlechterforschung
hat die neu an die JKU berufene Soziologin Univ.Prof. Dr. Brigitte Aulenbacher sich
im Laufe ihres wissenschaftlichen Werdegangs der Verbindung von theoretischer
Soziologie mit gegenwartsbezogener Gesellschaftsanalyse zugewandt.
U
nd die Möglichkeit, an der
JKU Gesellschaftsanalyse mit integrierter Geschlechterforschung zu betreiben, war für Aulenbacher der große Anreiz, nach
Linz zu kommen. Aulenbacher ist
Mitbegründerin der International
Research Group „Entrepreneurial
Universities and Gender Change“,
in der WissenschafterInnen aus
Deutschland, Österreich und der
Schweiz sich mit dem Wandel von
Arbeitsverhältnissen und Wissens-
immer schwer haben, im Universitätsbetrieb ganz nach oben zu kommen, sieht Aulenbacher unter anderem darin begründet, dass die Wissenschaft das Konzept der vollkommenen Freistellung für die Arbeit
verfolgt, ohne geregelte Arbeitszeiten und mit der Vorstellung, dass
Wissenschaft „Berufung“ sei. „Das
ist bisher eine Blockade in erster Linie für Frauen gewesen, die auch
ein Leben neben der Wissenschaft
haben und keinen Partner, der ih-
führung in die Theoretische Soziologie, wo Theorie, Geschichte und
verschiedene Denkansätze mit Originaltexten und eigenen Texten für
die Studierenden aufbereitet werden sollen. Erstmals werden dabei Perspektiven der Geschlechterforschung in eine Einführung in
die Theoretische Soziologie integriert und wird systematisch Literatur dazu angeführt. Als Ergebnis
dieses Vorhabens wird ein Einführungswerk publiziert werden.
Kepler Salon
Die Arbeitsverhältnisse von WissenschafterInnen sind im Wandel.
produktion befassen. „Zwischen Österreich und Deutschland gibt es im
Zuge des europäischen Umbaus der
Hochschullandschaft erhebliche Unterschiede betreffend die Arbeitsverhältnisse von WissenschafterInnen,
auf der Ebene des Mittelbaus wie
der Professuren. Die spannende Frage ist, wie sich das weiterentwickeln
wird und wie bisherige Geschlechterverhältnisse davon berührt werden“, sagt Aulenbacher.
„Berufung“ Wissenschaft
Dass Wissenschafterinnen es noch
nen den Rücken freihält. Neueren
Studien zufolge scheint sich dieses
Konzept gerade etwas zu ändern.
Frauen können heute auch andere Modelle realisieren, und Männer denken teilweise um“, sagt Aulenbacher. Wie die Neuorganisation
von Wissenschaft hier hineinspielt,
wird sie im Rahmen der Forschungsgruppe zum Thema machen.
Einführung für Studierende
Gemeinsam mit a.Univ.Prof. Dr.
Meinrad Ziegler erarbeitet Aulenbacher derzeit auch eine neue Ein-
Für Linz09 ist Aulenbacher gemeinsam mit Ziegler, Dr. Ulrich
Fuchs, dem stellvertretenden Intendanten von Linz 09, und Silvia
Keller, Projektleiterin Kepler Salon,
aktiv: ab Juni läuft im Kepler Salon
die Reihe „In Wahrheit… Herstellung, Nutzen und Gebrauch von
‚Wahrheit’ in Wissenschaft und
Alltag“. „Die Wahrheit als ‚Überthema’ hat uns deswegen gereizt,
weil es ein gutes Thema ist, um
die Wissenschaft der Öffentlichkeit
näher zu bringen“, sagt Aulenbacher. „Denn das, was die Wissenschaft sagt, gilt in der Öffentlichkeit oft unhinterfragt als Wahrheit.
Und das ist sicher ein guter Ansatzpunkt für Diskussionen.“
Die Themen der Veranstaltungsreihe reichen von „PISA – Welche
Wahrheiten werden mit Forschung
hergestellt?“ über „Wahre Bildung
oder Bildung als Ware? Erwartungen und Orientierungen von
SchülerInnen und StudentInnen“
bis „Wer einmal lügt, dem glaubt
man nicht… Wahrheit und Vertrauen im Alltag“.
Univ.Prof. Dr. Brigitte
Aulenbacher
Institut für Soziologie, Abteilung
für Theoretische Soziologie und
Sozialanalysen
Forschungsschwerpunkte:
Aulenbacher hat u.a. an den Universitäten Bielefeld, Frankfurt und
Göttingen gelehrt und geforscht,
bevor sie im September 2008 als
Professorin für „Soziologie mit
dem Schwerpunkt Soziologische
Theorie und Sozialanalyse (unter besonderer Berücksichtigung
der Gender-Dimension)“ an die
JKU berufen wurde. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen u.a. auf Gesellschaftstheorie, Methodologie
und Geschlechterforschung.
Kontakt
Univ.Prof. Dr. Brigitte
Aulenbacher
Tel.: 0732 2468-3242
Mail: [email protected]
www.soz.jku.at
Kepler Salon
Die Veranstaltungsreihe „In Wahrheit… Herstellung, Nutzen und
Gebrauch von ‚Wahrheit’ in Wissenschaft und Alltag“ im Kepler
Salon möchte Einblicke in Umgangsweisen mit Wahrheit in zentralen Lebensbereichen geben, die
zwar alltäglich, aber auch komplex
sind und sich einfachen Wahrheiten
widersetzen: Kunst, Kommunikation, Identität, Bildung.
www.kepler-salon.at
JKU | UNIVATIONEN 1/09
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Anzeige
isiQiri interface technologies – interaktive Bildschirmsysteme für Gaming und Präsentation
Serious Gaming
isiQiri entwickelt und vertreibt interaktive Bildschirmsysteme. Die dabei verwendete Q-Foil-Technologie wurde
am Institut für Organische Solarzellen der JKU und am Institut für Weiche Materie der JKU entwickelt und wird
derzeit von Robert Koeppe ([email protected]), einem Absolventen der JKU im Bereich Physik, im Rahmen von tech2b – dem oberösterreichischen High-Tech-Inkubator – kommerzialisiert.
Kontakt
DI Dr. Richard Ebner, MBA
Mail: [email protected]
www.isiqiri.com
Infos zum Inkubator
www.tech2b.at
Alles über Start-ups unter
http://www.tech2b.at/blog
Q
-Foils sind dünne, biegsame,
durchsichtige, großflächige,
opto-elektronische Bauteile auf
Kunststoffbasis. Q-Foils erkennen,
wo ein Lichtstrahl auftrifft und verfolgen seinen Weg. Damit können
zahlreiche Anwendungen realisiert
werden.
Mit Q-Foils können beliebige (auch
gekrümmte) Flächen (Wände, Klei-
dung, Maschinenteile, Papier,…)
interaktiv gemacht werden.
Das erste Produkt, das auf Q-Foils
basiert, ist ein interaktives Bildschirmsystem names Q-Screen. Mit
dem Q-Screen sollen VideospielerInnen aus ihren Sesseln geholt
werden und frei im Raum stehend
mit dem Videospiel interagieren,
auch zu zweit oder dritt.
Dr. Robert Koeppe
DI Dr. Richard Ebner
SOWI
Maßgeschneiderte Angebote für Jungunternehmen und Kleinbetriebe
Weiterbildung – wozu?
Zur Person
Personalentwicklung und Weiterbildung sind in Großbetrieben ein Muss. Erstmals liegt
nun für Klein- und Jungunternehmen in Österreich eine Studie vor, die diesbezügliche
Hindernisse und Bedarfe aufzeigt. Praxisinstrumente, Firmenbeispiele und Weiterbildungsmaßnahmen sollen nun LeiterInnen von Klein- und Mittelbetrieben unterstützen.
Univ.Prof. Dr. Norbert Kailer
Zum Thema Weiterbildung und
Personalentwicklung wurden vom
Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung der JKU 171 Jungunternehmen sowie Kleinbetriebe mit weniger als 50 MitarbeiterInnen
persönlich befragt. 94 % schätzen die Entwicklung der Kompetenzen der Unternehmensangehörigen als (sehr) wichtig
ein. Allerdings stellen gerade in
kleineren Betrieben die Arbeitsbelastung der MitarbeiterInnen
und die fehlende Möglichkeit
zur Stellvertretung von WeiterbildungsteilnehmerInnen erhebliche Probleme dar.
Was gebraucht wird
Deshalb würden sich Kleinbetriebe
für Weiterbildungsmaßnahmen
vor allem folgende Unterstützung
wünschen:
finanzielle Förderung
Trainingsmaterialien
Unterstützung bei der Bedarfserhebung, bei der Auswahl und
Qualitätssicherung betreffend
Weiterbildungsmaßnahmen
Erfahrungsaustausch und Netzwerke
Bereitstellung von Unternehmensbeispielen
Die wichtigsten Ziele bei der
Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen sind die Erhöhung
der KundInnenorientierung der
MitarbeiterInnen, eine Förderung
der Verkaufskompetenz und Verbesserungen im sozio-kommunikativen Bereich, also etwa Teamtraining, Führung von MitarbeiterInnen und Persönlichkeitsentwicklung.
Bei der Weiterbildung setzen Kleinbetriebe am häufigsten kostengünstige, informelle Lernformen
wie Messebesuche oder Lernen
aus KundInnenfeedback ein.
Maßgeschneiderte Info
„An Hand dieser in der Umfrage
erhobenen Daten werden gemeinsam mit der Jungunternehmer-
akademie des WIFI OÖ für diese
Betriebsgröße maßgeschneiderte
Weiterbildungsinstrumente zur Planung, Umsetzung und Durchführung von Weiterbildung in Kleinbetrieben entwickelt“, sagt Univ.
Prof. Dr. Norbert Kailer, Vorstand
des Instituts für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung.
17 Veranstaltungen mit 1.331 TeilnehmerInnen sowie zwei TrainerInnenworkshops wurden vom Institut in Zusammenarbeit mit der
WIFI-Jungunternehmer-Akademie
unter der Leitung von Dr. Sabine
Wolfsteiner inzwischen durchgeführt . 17 auf die Bedürfnisse der
Kleinbetriebe abgestimmte Personalentwicklungs- und Kompetenzentwicklungsinstrumente mit praktischen Checklisten wurden bisher
vom Projektteam erstellt. Die praktische Umsetzung wird durch 31
good practice-Beispiele von Unternehmen aus Ober- und Niederösterreich, Niederbayern und Wien
unterstützt.
Institut für Unternehmensgründung
und Unternehmensentwicklung, IUG
Forschungsschwerpunkte:
Die Forschungsschwerpunkte von
Kailer liegen auf Entrepreneurship
Education, Entwicklung von Kleinund Mittelbetrieben, Gründungsund Wachstumsmanagement und
betrieblicher Kompetenzentwicklung. Im von der Europäischen
Kommission im Dezember 2008
veröffentlichten „Survey of Entrepreneurship in Higher Education
in Europe“ wurde die JKU als eine
von insgesamt nur 39 Hochschulen
europaweit als case of good
practice der Entrepreneurship
Education aufgenommen.
Kontakt
Univ.Prof. Dr. Norbert Kailer
Tel.: 0732 2468-1720
Mail: [email protected]
www.iug.jku.at
Projekt
Das Projekt „Betriebliche Kompetenzentwicklung für Klein- und
Jungunternehmer“ wird seit 2006
von der WIFI-Unternehmer-Akademie der Wirtschaftskammer OÖ
und dem IUG der JKU durchgeführt
und wird durch die EU und das
Land OÖ gefördert.
www.ooe.wifi.at/uak
www.iug.jku.at
www.netzwerk-hr.at
Weiterbildung in Kleinunternehmen soll vor allem die KundInnenorientierung erhöhen.
JKU | UNIVATIONEN 1/09
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RE
Zur Person
Tücken des Steuerrechts für UnternehmerInnen
Steuerbetrug minimieren
Das Steuersystem in Österreich hat Schwächen, die von BetrügerInnen laufend genützt werden, um sich finanzielle Vorteile zu schaffen. Dabei werden auch unbeteiligte Dritte in den Steuerbetrug hineingezogen. Eine Systemreform wäre deshalb
nötig, möglich und sinnvoll.
Univ.Prof. Dr.
Markus Achatz
Institut für Finanzrecht,
Steuerrecht und Steuerpolitik
Forschungsschwerpunkte
Achatz war seit 2000 Vorstand
des Instituts für Verwaltungsrecht und Verwaltungslehre an
der JKU und ist jetzt Vorstand
des neu geschaffenen Instituts
für Finanzrecht, Steuerrecht
und Steuerpolitik. Seit 1992 ist
er auch als Steuerberater (Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Leitner +
Leitner in Linz) tätig.
„Auch alternative Steuersysteme wären
nicht frei von
Betrugsanfälligkeit.“
Univ.Prof. Dr.
Markus Achatz
D
ie jüngsten Forschungsarbeiten von Univ.Prof. Dr.
Markus Achatz, Vorstand des Instituts für Finanzrecht, Steuerrecht
und Steuerpolitik, konzentrieren
sich auf aktuelle gemeinschaftsrechtliche Entwicklungen bei der
Umsatzbesteuerung des internationalen Warenverkehrs.
Steuerbetrug
Die Binnenmarktregelung ist für Unternehmen mit hohen Kosten verbunden und zugleich extrem missbrauchsanfällig. SteuerbetrügerInnen nutzen die Systemschwächen
im großen Stil: Die in Rechnung gestellte Umsatzsteuer wird von den
BetrügerInnen nicht abgeführt,
die AbnehmerInnen in der Unternehmerkette machen den Steuerbetrag als Vorsteuer geltend. Über
Scheinfirmen, gefälschte Dokumentationen und internationale Warenströme, in die auch steuerehrliche
Unternehmen zu Tarnzwecken eingebunden werden, versuchen die
TäterInnen, die Spuren zu verwischen. Man geht davon aus, dass
rund 15 % des europaweiten Umsatzsteueraufkommens durch Steuerbetrug und damit mehr als 100
Milliarden Euro hinterzogen werden.
Steuerliche Risiken
Kontakt
Univ.Prof. Dr. Markus Achatz
Tel.: 0732 2468-8490
Mail: [email protected]
www.steuerrecht.jku.at
16
JKU | UNIVATIONEN 1/09
Vor diesem Hintergrund stellen
sich für die Forschung zwei Fragen: Welchen steuerlichen Risiken
sind gutgläubige AbnehmerInnen
ausgesetzt?
Und: Wie könnte eine Systemreform aussehen?
Was die steuerlichen Risiken betrifft, versagt die Finanzverwaltung
100 Milliarden Euro Umsatzsteuer werden europaweit jährlich hinterzogen.
etwa den Vorsteuerabzug bei Vorliegen einer mangelhaften Rechnung, beispielsweise bei Vorliegen
einer Scheinadresse. Der EuGH hat
allerdings klargestellt, dass die systembedingten Risiken des geltenden Umsatzsteuerrechts nicht einseitig den steuerehrlichen UnternehmerInnen angelastet werden
dürfen. Vielmehr besteht für jene UnternehmerInnen Vertrauensschutz, die alle zumutbaren Maßnahmen gesetzt haben, um zu verhindern, dass ihr Umsatz in einen
Steuerbetrug einbezogen wird. Offen ist, welche Pflichten im Einzelfall zu erfüllen sind. Hier gilt es,
praktisch umsetzbare Leitlinien zu
entwickeln, die die geforderten
Pflichten nicht überspannen.
Systemreform
Was eine Systemreform betrifft,
wäre denkbar, dass die Steuer für
den Umsatz in der Unternehmerkette von den AbnehmerInnen
selbst berechnet und abgeführt
wird. Ein solcher Übergang der
Steuerschuld auf die AbnehmerInnen (so genannte „reverse
charge“) vermeidet das Risiko der
Nichtabfuhr durch die LieferantInnen. Die Forschungsarbeiten
zeigen, dass auch ein solches neues System nicht frei von Betrugsanfälligkeit ist. Hier geht es darum, die Vor- und die Nachteile alternativer Systeme quantitativ und
qualitativ zu untersuchen.
Neue Professoren
Mit 2.1.2009 haben Univ.Prof. Dr.
Tina Ehrke-Rabel und Univ.Prof.
DDr. Georg Kofler ihren Dienst als
halbbeschäftigte VertragsprofessorInnen angetreten. Damit wird
der im Entwicklungsplan der JKU
vorgesehene Aufbauschwerpunkt
Steuerrecht weiter gestärkt.
Ehrke-Rabel ist Expertin im Europäischen Verfahrensrecht und Kofler
ist international anerkannt für seine Forschungen im Bereich des direkten Steuerrechts. TNF
Dem grippalen Infekt auf der Spur
Zur Person
Schnupfen an der Leine
Im Winter hat der grippale Infekt Hochsaison. Aufgrund der Kälte werden Gebäude
schlechter durchlüftet, deswegen haben es Schnupfenviren leichter, Menschen zu infizieren. BiophysikerInnen der JKU haben jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem sie den
ersten Schritt des Angriffs der Viren auf unsere Zellen genauer untersuchen können.
D
afür entwickelte Dr. Christian
Rankl für seine Doktorarbeit
am Institut für Biophysik, gemeinsam mit Projektleiter a.Univ.Prof.
Dr. Peter Hinterdorfer und dem Virusexperten Prof. Dr. Dieter Blass
vom Biozentrum Wien eine Methode, um einzelne Virenpartikel an einen feinen Kraftsensor zu binden.
Mithilfe solch präparierter Sensoren
werden die Kräfte gemessen, die
benötigt werden, um Viren von einer attackierten Zelle zu lösen. Aus
diesen Messungen lassen sich Rückschlüsse auf die Wechselwirkung
eines Virus mit einer menschlichen
Zelle schließen.
Schnupfenviren, um Menschen zu
infizieren. Die Viren binden an die
gleichen Rezeptoren wie das zuvor
genannte Lipid Partikel, und werden deswegen über denselben Mechanismus in die Zelle hinein transportiert. Schnupfenviren attackieren
fast ausschließlich Zellen der Nasenschleimhäute. Ist das Virus in eine
Zelle eingedrungen, benutzt es ihre
Zellvermehrungsmaschinerie um sich
zu vermehren. Als Gegenreaktion
auf eine Infektion wird die Schleimhaut durchlässiger und sie beginnt
anzuschwellen. Dies führt zu den
Symptomen eines Schnupfens.
Diese neu entwickelte Methode
kann man mit dem Fischen vergleichen, wo ein Köder an eine Leine gebunden wird, um einen Fisch
zu fangen. Bei diesem Verfahren
wird eine ungleiche kleinere Rute verwendet. Als Leine dient ein
spezielles Polymer, an welchem ein
Schnupfenvirus angehängt ist. Dieser „Köder“ wird in Zellkontakt
gebracht, dabei bindet das Virus
an einem spezifischen Rezeptor.
Dann wird diese Bindung wieder
gelöst und gleichzeitig der benötigte Kraftaufwand gemessen, um
das Virus wieder von der Zelle zu
separieren.
Bindung an Rezeptoren
Transport der Viren
Für eine Infektion mit Schnupfenviren muss das Virus in menschliche
Zellen gelangen. Es missbraucht
hierfür lebensnotwendige Vorgänge im menschlichen Körper, wie die
Aufnahme von Lipid Partikeln. Bei
einer Aufnahme von Lipid Partikeln
binden diese Partikel an bestimmte Rezeptoren und werden anschließend in die Zelle transportiert. Genau diesen Mechanismus nutzen
Der erste Schritt des Bindens eines
Viruspartikels an Rezeptoren ist somit der elementare Schritt für eine Infektion. Über das genaue Verhalten der Rezeptoren ist wenig bekannt. Deshalb wurde am Institut
für Biophysik in Zusammenarbeit
mit dem Max F. Perutz Labor der
Medizinischen Universität in Wien
eine Methode entwickelt, um diesen für die Infektion sehr wichtigen
Schritt besser zu charakterisieren.
Beteiligte Rezeptoren
Mithilfe solcher Experimente kann
man das Verhalten der Rezeptoren
ergründen. Je höher die benötigte
Kraft, desto mehr Rezeptoren sind
an der Bindung beteiligt. Durch
zeitabhängige Experimente wurde gezeigt, dass mehrere Rezeptoren an der Bindung beteiligt sind.
Dieses „Rekrutieren“ von Rezeptoren ist notwendig, um den Transportmechanismus zu starten.
a.Univ.Prof.
Dr. Peter
Hinterdorfer
Institut für
Biophysik
Dr. Christian
Rankl
Institut für
Biophysik
Forschungsschwerpunkte:
Hinterdorfer ist Leiter der Rasterkraftmikroskopie-Gruppe am Institut für Biophysik. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der molekularen Kraftspektroskopie und Mikroskopie an Proteinen, Viren, Membranen und Zellen.
Christian Rankl hat seine Doktorarbeit am Institut für Biophysik gemacht. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der molekularen Erkennungskraftmikroskopie von einzelnen Proteinen und Viren.
Kontakt
a.Univ.Prof. Dr. Peter Hinterdorfer
Tel.: 0732 2468-9265
Mail: [email protected]
www.biophysics.jku.at
Dr. Christian Rankl
Tel.: 0732 2468-1529
Mail: [email protected]
www.biophysics.jku.at
Publikation
Das linke Bild zeigt eine schematische Darstellung der Messanordnung. Das Virus wurde an eine ganz feine Nadel gebunden und diese über einer Zelle positioniert. In der Mitte wird ein typischer Kraftverlauf, um
ein gebundenes Virus von der Zelle zu entfernen, gezeigt. Die Pfeile markieren Ereignisse, an denen jeweils
ein Rezeptor vom Virus getrennt wird. Im rechten Bild ist die Verteilung der zum Virusentfernen benötigten
Kräfte gezeigt. Man kann deutlich zwei Kraftpopulationen erkennen, welche dem Abreißen eines Rezeptors
bzw. zweier Rezeptoren entspricht.
Die von den ForscherInnen des Instituts für Biophysik entwickelte
Methode wurde im journal „Proceedings of the National Academy
of Sciences of the United States of
America“ in der Ausgabe vom 18.
November veröffentlicht.
JKU | UNIVATIONEN 1/09
17
TNF
Physikalisches Forschungsnetzwerk geht in Verlängerung
Erfolg mit „Functionalised Organic Films“
Als eines der drei besten Netzwerke in Europa im Fachgebiet der organischen Elektronik wurde das Forschungsnetzwerk „Functionalised Organic Films“, das von a.Univ.Prof. Dr. Helmut Sitter vom Institut für Halbleiter- und
Festkörperphysik der JKU geleitet wird, von den GutachterInnen des FWF bewertet. Das Forschungsnetzwerk
wird vom FWF nun für weitere drei Jahre gefördert.
S
eit 2007 beschäftigen sich
zehn Projektgruppen – davon
vier an der JKU - innerhalb dieses
Nationalen Forschungsnetzwerks
mit Grundlagenforschung auf dem
Gebiet der organischen Elektronik
und insbesondere mit organischen
dünnen Filmen. „Wir möchten hier
weitere organische Strukturen entwickeln und Prototypen aus diesen Bauelementen im Detail unter-
18
JKU | UNIVATIONEN 1/09
suchen“, sagt Sitter, der die Projektgruppen koordiniert und immer wieder auch neue Verknüpfungspunkte zwischen den einzelnen, weit gestreuten Themenbereichen aufzeigt: neben PhysikerInnen, ChemikerInnen und InformatikerInnen der JKU sind die
TU Graz, die Universität Graz und
die Montanuniversität Leoben am
Netzwerk beteiligt. „Es hat hier
schon vor dem Netzwerk Kooperationen gegeben, die dann um
Chemie, Theorie und Schaltungstechnik erweitert wurden. Anfänglich wurde diese breite Aufstellung
mit Skepsis gesehen, aber genau
das wurde nun auch als extrem
positiv bewertet“, sagt Sitter.
Neue Materialien
Die organische Elektronik ist für
die Entwicklung neuer Materialien deshalb so wichtig, weil
diese Produkte dünn, leicht und
flexibel sind und kostengünstig
hergestellt werden können. Sie
sind auch sehr klein und können
im Nano-Maßstab produziert werden, was neue Anwendungsfelder
erschließt, die auch ohne kostspielige Hochtechnologie verwirklicht
werden können.
TNF
Sensoren aus der Mikroelektronik für Lebensmittelindustrie
Mayonnaise erster Güte
Zur Person
Die Qualität komplexer Flüssigkeiten wie etwa Mayonnaise muss während der Produktion durch regelmäßige Probenentnahme und Analyse kontrolliert werden. An
der JKU wurde nun ein Sensorkonzept entwickelt, mit dem Zähigkeit und Dichte der
Flüssigkeit laufend überprüft und optimiert werden können.
DI Erwin K. Reichel
D
ie Viskosität einer Flüssigkeit
beschreibt die Widerstandskraft, die der Bewegung einer Flüssigkeit entgegenwirkt. Je höher
die Viskosität ist, desto zäher
erscheint die Flüssigkeit. Wasser,
niedere Alkohole und Schmieröle für hochtourige Anlagen weisen eine geringe Viskosität auf,
Glyzerin oder Honig sind typische
Beispiele für hochviskose Flüssigkeiten. Gemische, etwa SchmierKühl-Emulsionen, partikelhältige
Flüssigkeiten und polymerhältige
Materialien weisen komplexere
Fließeigenschaften auf, wobei
dann nicht immer eindeutig zwischen Flüssigkeit und plastischen
Festkörpern unterschieden werden
kann – Joghurt oder Mayonnaise
sind bekannte Beispiele dafür.
Neues Sensorkonzept
Um auch für diese komplexeren
Materialien die Viskosität direkt
in Prozessen oder mit handlichen
Messgeräten bestimmen zu können, wurde am Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik der
JKU gemeinsam mit dem Institut
für Sensor- und Aktuatorsysteme
der TU Wien ein Sensorkonzept
entwickelt, das Schwingungen in
das Material einbringt und gleichzeitig imstande ist, die durch die
Viskosität beeinflusste Rückwirkung zu messen. Zwei gegenüberliegende Wände eines (potenziell
durchströmten) Flüssigkeitsbehälters werden mittels elektromagnetischer Kräfte in Schwingung versetzt und dienen gleichzeitig zur
Messung des Schwingverhaltens.
Dichte und Zähigkeit
Besonders empfindlich kann der
Sensor bei Schwingungsfrequenzen betrieben werden, in denen
sich die Struktur in mechanischer
Resonanz befindet. Das Resonanzverhalten wird analysiert und
mit mathematischen Modellen
Foto und schematische Darstellung
der Sensorzelle
conductive parts
die Eigenschaften der Flüssigkeit,
nämlich die Dichte und die Viskosität, bestimmt. Dieses neuartige
Sensorkonzept ist leicht realisierbar – etwa in Polymer- oder Siliziumtechnologie -, was eine kostengünstige Produktion in großen
Stückzahlen erleichtert.
inlet and
outlet
sample liquid
vibrating area
Forschungsschwerpunkte:
Die Forschungsschwerpunkte von
Reichel liegen auf dem Design
und der mathematischen Modellierung von schwingenden Sensor-Strukturen in Flüssigkeiten.
Anwendungsbereiche
Im Rahmen eines PRIZE Förderungsprojektes werden nun Prototypen
entwickelt, an denen der Einsatzbereich sowie die erreichbaren
Genauigkeiten erprobt werden
können. Das Feld der potenziellen
Anwendungen reicht von der Qualitätskontrolle bei der Herstellung
von Schmierstoffen, Treibstoffen,
Farben und Lacken, sowie Lebensmitteln, über Condition-Monitoring
in Kühl- und Schmierkreisläufen bis
zu integrierten Prozesssteuerungen,
etwa in industriellen Tintenstrahldruckern. Auch die Anwendung
in der medizinischen Diagnostik ist
vorstellbar. Die Erkenntnisse aus
diesem Forschungsgebiet können
auch einen Beitrag zu den Materialwissenschaften liefer n, indem
Polymerisations- oder Kristallisationsprozesse mit minimaler Rückwirkung verfolgt werden.
Lorentz forces
magnetic
field
Institut für Mikroelektronik und
Mikrosensorik
Zwei Membranen begrenzen das
Messvolumen. Durch die lithographisch strukturierten Leiterbahnen
werden Schwingungen erzeugt,
die mittels der induzierten Spannung gemessen werden.
Kontakt
DI Erwin K. Reichel
Tel.: 0732 2468-9302
Mail: [email protected]
www.ime.jku.at
Viskosität
Besteht ein Medium aus mehreren Komponenten, z.B. ein
Öl-Wasser-Gemisch, oder enthält eine Flüssigkeit Partikel,
z.B. Farbpigmente oder Zellen,
ist die Viskosität abhängig von
der Verformungsgeschwindigkeit. Grund dafür ist die vergleichsweise lange Zeit, in der
mechanische Spannungen in
Wärme umgesetzt werden.
Sensoren für diese Flüssigkeiten müssen diese speziellen
Materialeigenschaften berücksichtigen und in einem geeigneten Frequenzbereich betrieben werden.
JKU | UNIVATIONEN 1/09
19
JKU AKTUELL
TNF
Talentförderungsprämie an DI
Andreas Riener
TNF
Prof. Sariciftci – Österreicher des
Jahres 2008
Z
um „Österreicher des Jahres
2008” in der Kategorie Forschung
wurde o.Univ.Prof. Dr. Serdar Sariciftci,
Institut für Physikalische Chemie und
Linzer Institut für Organische Solarzellen, gewählt. Die Auszeichnung wird
jährlich von der „Presse“ im Vorfeld
des Nationalfeiertags im Rahmen einer feierlichen Gala vorgenommen.
Sariciftci sieht die Ehrung als „Aus-
Univ.Prof. Dr. Werner Retschitzegger (li.)
und Priv.Doz. Dr. Wieland Schwinger
Prof. Sariciftci (Mitte), Dr. Klaus
Pseiner und Dr. Henrietta Egerth
(Forschungsförderungsgesellschaft)
zeichnung für unser gesamtes Forschungsgebiet der Solarenergie“.
Johannes Kepler Universität
Überreichung der Talentförderungsprämie durch
LH Pühringer
JKU goes gender
A
m 17. November 2008
bekam DI Andreas Riener,
Assistent am Institut für Pervasive Computing, von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer
die Talentförderungsprämie für
Wissenschaft verliehen. Riener,
32, hat an der JKU Informatik
studiert und absolviert derzeit
neben seiner wissenschaftlichen Mitarbeit am Institut für
Pervasive Computing das Doktorat der Technischen Wissenschaften. Die Prämie wurde
ihm für die hohe wissenschaftliche Qualität seiner Leistungen
und das erfolgreiche Streben
nach Umsetzung in der Praxis
zuerkannt.
Foto, v.l.n.r.: Mag. Dr. Franz Wurm, Vizerektor für Finanz- und Ressourcenmanagement, Dr. Margit Waid, Leiterin der Stabsabteilung für Gleichstellungspolitik, Dr. Veronika Wittmann, Mag. Bettina Gradl, Mag. Karin
Dietachmayr, Dr. Isabella Derler
Z
um vierten Mal hat die JKU am 14. Jänner 2009 ihre JKU goes genderPreise und -Stipendien verliehen. Mag. Bettina Gradl, Mag. Karin Dietachmayr und Mag. Elisabeth Winter erhielten für ihre Diplomarbeiten mit
Genderbezug Preise in Höhe von je 1.000- Euro, Dr. Isabella Derler und Dr.
Veronika Wittmann erhielten jeweils ein Habilitationsstipendium. Mit den JKU
goes gender-Preisen und –Stipendien fördert die JKU den weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchs.
Österreichische Post AG. Info.Mail Entgelt bezahlt – Bei Adressänderung bitte um Mitteilung an: [email protected]
20
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TNF
Drei neue InformatikProjekte
D
rei Projekte mit einer Gesamtfördersumme von einer
Million Euro haben Univ.Prof. Dr.
Werner Retschitzegger (zur Zeit
Gastprofessor für Workflow-Technologien an der Universität Wien)
und Priv.Doz. Dr. Wieland Schwinger vom Institut für Telekooperation erfolgreich eingereicht: Zwei
der Projekte werden vom FFG über
die Programmschiene FIT-IT Semantic Systems gefördert, beim dritten
handelt es sich um ein FWF-Projekt. Beim FIT-IT-Call wurden insgesamt 19 Anträge eingereicht,
von denen nur vier für eine Förderung vorgeschlagen wurden,
- zwei davon von Retschitzegger
und Schwinger.
TNF
Drei Preise beim
Rencon-Wettbewerb
D
rei Hauptpreise hat das Team
um Univ.Prof. Dr. Gerhard Widmer, Institut für Computational Perception, beim jährlichen „ComputerMusik-Interpretationswettbewerb“
Rencon in Sapporo, Japan, im September 2008 errungen: den Rencon
Award, den Rencon Technical Award
und den Rencon Performance Rendering Contest. Bei diesem wissenschaftlichen Wettbewerb geht es
darum, intelligente Computerprogramme zu entwickeln, die Musik
mit „Ausdruck“ interpretieren können. Dies geschieht durch Variieren
des Tempos und der Lautstärke.

Documenti analoghi